Leitfaden für betroffene Erwachsene
Eine Gehirnerschütterung gehört medizinisch zum leichten Schädel-Hirn-Trauma. Sie kann nach einem direkten Trauma gegen den Kopf oder durch eine fortgeleitete indirekte Krafteinwirkung gegen den Körper mit der Folge einer Erschütterungsbewegung des Gehirns im knöchernen Schädel ausgelöst werden.
In den meisten Fällen liegt keine Bewusstseinsstörung oder sogar Bewusstlosigkeit vor. Schwindel und Verwirrtheitszustände sind häufig, ebenso Erinnerungsschwierigkeiten für die Zeit, als es zur Gehirnerschütterung kam.
Bei den meisten Menschen kommt es zur vollständigen Erholung und ein geeignetes Management-Konzept trägt zur schnelleren Erholung bei.
Trotzdem sollten alle Gehirnerschütterungen mit Vorsicht betrachtet werden.
Häufige Ursachen für Gehirnerschütterungen sind sportliche Aktivität und Verkehrsunfälle. Manche Betroffenen berichten über „ich habe Sterne gesehen“ oder „ich habe die Glocken läuten gehört“, beides Zeichen, dass die Nervenzellen des Gehirns verletzt worden sind und somit eine Gehirnerschütterung vorliegt.
Allgemein werden Gehirnerschütterungen als leichte Verletzungen angesehen, weil sie typischerweise nicht lebensgefährlich sind und in den meisten Fällen folgenlos ausheilen.
Die Erholungszeit ist jedoch von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Typischerweise kommt es zu einer komplettem Erholung innerhalb von 3 Monaten.
Die Erholung kann jedoch im höheren Alter, bei Frauen und Kindern verzögert sein. Zusätzlich kann sich die Erholungsphase bei Menschen, die bereits eine oder mehrere Gehirnerschütterungen erlitten haben sowie vorbestehend chronische Schmerzen, Depressionen oder Angstzustände haben, verzögern.
Bei Vorliegen von Brüchen des Schädelknochens oder Prellungen der Gehirnmasse dauert es meist länger bis eine vollständige Erholung eintritt.
Unmittelbar nach einer Gehirnerschütterung sollte jeder Patient ärztlich behandelt werden. Das kann im Krankenhaus oder beim niedergelassen Arzt erfolgen.
In den meisten Fällen wird in Deutschland die 24-stündige Überwachung in einem Krankenhaus empfohlen, damit mögliche gefährliche Verletzungen rechtzeitig erkannt und behandelt werden können. Zusätzliche Verletzungen, wie Blutungen im Kopf, sind allerdings extrem selten.
Wenn es Ihnen am nächsten Tag schon besser geht, werden Sie typischerweise nach Hause entlassen. Häufig erhalten Sie schriftliche Verhaltensempfehlungen und Sie sollten jemanden bei sich haben, der Sie die nächsten 24 Stunden mitbetreut und überwacht.
Bei Auftreten der folgenden Zeichen und Symptome innerhalb der ersten Tage nach der Gehirnerschütterung, sollten Sie sich unmittelbar wieder ärztlich vorstellen:
- bleibende Kopfschmerzen oder Zunahme von Kopfschmerzen
- Schläfrigkeit, aus der Sie von Ihrer Betreuungsperson nicht geweckt werden können
- wiederholtes, heftiges Erbrechen
- Krampfanfälle
- Schwäche oder Taubheitsgefühle der Extremitäten
- Unruhe
- verschwommenes Sehen oder ungleiche Pupillengröße
- Austritt von Blut oder klarer Flüssigkeit aus Nase und/oder Ohr
- verwaschene Sprache
- Unmöglichkeit des Erinnerns an bekannte Personen oder Umgebungen
- untypisches Verhalten (vermehrte Verwirrtheit, Reizbarkeit usw.).
Obwohl sichtbare Verletzungen meistens fehlen, kann eine Gehirnerschütterung zu verschiedenen körperlichen, kognitiven (Denkfunktion) und emotionalen Symptomen führen. Auch Schlafstörungen können vorliegen. Typische und häufige Symptome sind in Tabelle 1 dargestellt.
Diese Symptome und Zeichen verbessern sich in der Regel mit der Zeit und sind keine Hinweise auf einen dauerhaften Schaden des Gehirns. Meist verschwinden diese Symptome und Zeichen, ohne dass eine spezielle Therapie notwendig ist.
Wichtig ist zu wissen, dass sich Menschen schneller erholen, wenn sie ihre Verletzung verstehen und lernen, wie sie die vorliegenden Symptome selbst oder mit Unterstützung des behandelnden Arztes behandeln können.
Abb. 1: Typische Symptomatik nach Gehirnerschütterung
Die Symptome und Probleme, die mit Gehirnerschütterungen einhergehen, sind meist nur kurzfristig und bilden sich innerhalb weniger Stunden bis Tage, manchmal aber auch erst innerhalb von 4 Wochen vollständig zurück.
Unabhängig davon ist es wichtig, dass Sie auf Ihren Körper hören, wenn Sie sich erstmalig verletzt haben. Niemand würde mit einer Bänderzerrung am Sprunggelenk sofort wieder Sport treiben. Das Gehirn zeigt Ihnen häufig, dass es noch nicht vollständig erholt ist. Dies kann sich u.a. in vermehrter Müdigkeit, schnellerer Ermüdung, vermehrtem Schlafbedürfnis, Konzentrationsstörungen, Merkstörungen, Kopfschmerzen, Schwindel usw., abhängig von Ihrer körperlichen und geistigen Betätigung, bemerkbar machen.
In der Frühphase nach Gehirnerschütterung ist es deshalb sinnvoll sich von der Verletzung auszuruhen und zu entspannen. Eine zu frühe Wiederaufnahme von Tätigkeiten oder das Ignorieren immer noch vorhandener oder wieder auftretender Symptome kann im schlimmsten Fall Ihre Erholungsphase verlängern oder die Symptome weiter verschlechtern.
Wenn Sie merken, dass sich Ihr Gehirn wieder normalisiert, sich also die Symptome mit zunehmender geistiger und körperlicher Belastung bessern, können Sie damit beginnen, körperliche und geistige Anstrengungen auszudehnen. Dies sollte jedoch abgestuft, also Schritt-für-Schritt erfolgen, um dem Gehirn nicht zu viel zuzumuten.
Diese schrittweise Steigerung der Aktivitäten kann auch helfen die Phase bis zur Rückkehr zu Arbeit oder Schule sowie auch zur sportlichen Betätigung zu verkürzen.
Im Folgenden sind einige weitere Tipps aufgelistet, damit Sie sich schnell wieder erholen.
In der akuten Phase, typischerweise nach 24-stündiger Überwachung in einem Krankenhaus, ist es meist noch nötig, möglichst viel Ruhe einzuhalten und ausreichend Schlaf zu haben. Die Krankenhausüberwachung dient in erster Linie dazu, für Sie gefährliche Situationen zu erkennen, wie das extrem seltene Auftreten von Blutungen im Schädel. Nach 24 Stunden ist die Wahrscheinlichkeit dafür so gering, dass Sie bei gebesserten Symptomen nach Hause entlassen werden können. Idealerweise wurde Ihnen ein Informationsblatt mit Verhaltensempfehlungen bereits mitgegeben.
Das Einhalten von Ruhe in dieser subakuten Phase soll nicht nur die körperlichen Aktivitäten umfassen (z.B. Erledigen von Hausarbeiten oder Fitnessübungen) sondern auch die geistigen Aktivitäten wie z.B. Lesen, Fernsehen oder Videospiele.
Ein konsequentes Liegen über längere Zeit in einem abgedunkelten Raum ist nicht nötig. Leichte körperliche Belastung oder geistige Aktivität, ohne dass es zu verstärkter Symptomatik kommt, kann den Heilungsprozess sogar verbessern.
Typische Anzeichen, dass noch nicht alles in Ordnung ist, sind z.B., dass sie sich unter diesen Maßnahmen müde fühlen und weniger Energie als üblich haben. Diese Probleme treten zu diesem Zeitpunkt noch relativ häufig auf.
Deshalb sollten Sie Ihre Aktivitäten soweit einschränken, bis keine Symptome mehr auftreten. Beachten Sie, dass auftretende Müdigkeit viele Ihrer Symptome verschlimmern kann, was im schlimmsten Fall zu Stimmungsveränderungen und Einschränkungen Ihrer Denkfunktionen führen kann.
Achten Sie auf ausreichend Schlaf, denn das trägt zur schnellen Heilung bei. Manchmal kommt es dazu, dass der Tag-Nacht-Rhythmus gestört ist oder Sie Schwierigkeiten beim Einschlafen und beim Durchschlafen haben. Sollte dies für einige Tage anhalten, sprechen Sie mit Ihrem Arzt.
Nehmen Sie nur Medikamente ein, die Ihr Arzt Ihnen verordnet hat und fragen Sie Ihren Arzt im Einzelfall, ob Sie Schmerzmittel überhaupt nehmen sollen. Gerade Schmerzmittel können z.B. Kopfschmerzen chronifizieren, also länger auftreten lassen.
Während der Erholungsphase nach einer Gehirnerschütterung sollten Sie auf Alkohol verzichten, denn Alkohol und Drogen können den Heilungsverlauf deutlich verzögern und Sie einem weiteren Verletzungsrisiko aussetzen.
Ihre Fähigkeit, sich zu konzentrieren und schnell zu reagieren, könnte durch die Gehirnerschütterung eingeschränkt sein. Fragen Sie Ihren behandelnden Arzt, ab wann Sie sicher Auto fahren oder an komplizierten Maschinen wieder arbeiten können, insbesondere, wenn Sie das Gefühl haben, dass Sehstörungen vorliegen, Sie langsamer denken, Ihre Reaktionszeit vermindert ist, Ihre Aufmerksamkeit eingeschränkt ist oder Sie meinen, dass Ihr Urteilsvermögen beeinträchtigt ist.
Sie sollten erst dann wieder Auto fahren, wenn Sie sich sicher fühlen und das Führen eines Fahrzeugs oder Fahrradfahren gefahrlos möglich ist. Es kann hilfreich sein, zunächst vertraute, kurze Strecken mit möglichst wenig Verkehr zu fahren, um sich an diese Situation wieder zu gewöhnen.
Versuchen Sie nicht, sofort alle Ihre üblichen Aktivitäten, einschließlich der Arbeit im Beruf oder in der Schule in dem Umfang wieder aufzunehmen, wie Sie es vor der Gehirnerschütterung getan haben. Es wird dringend empfohlen, dass Sie Schritt für Schritt Ihre Routine und Tempo wieder aufnehmen. Vermehrte Pausen können dabei hilfreich sein.
Oft ist es sinnvoll, in Schule und Beruf zunächst in Teilzeit zu arbeiten, zu Beginn mit nur ein paar Stunden pro Tag. Dies ist besonders wichtig, wenn Sie vollzeitbeschäftigt oder Schüler sind. Diese gestufte Wiedereingliederung sollte aber mit Ihrem behandelnden Arzt und der Schule bzw. Arbeitgeber abgesprochen werden. Das deutsche Gesundheitssystem sieht derzeit im schulischen Bereich noch keine gestaffelte Wiedereingliederung vor, im Arbeitsalttag ist dies meist nur im Rahmen von Arbeitsunfällen möglich.
Kopfschmerzen sind eines der häufigsten Symptome nach einer Gehirnerschütterung. Sie können durch Verletzungen des Nervengewebes im Gehirn selbst, aber auch durch Verletzungen der kleinen Halsgelenke, der Muskulatur und der Knochen im Kopf-Hals-Bereich verursacht sein. Auch der Stress nach einer Verletzung kann zu Kopfschmerzen führen.
Glücklicherweise kommt es wie bei den anderen Symptomen der Gehirnerschütterung in der Regel kurzfristig, meist innerhalb einer Woche, zu einem vollständigen Verschwinden der Kopfschmerzen.
Sie sollten aber auf keinen Fall Ihre Kopfschmerzen „aussitzen“, denn es ist manchmal notwendig, dass Sie unter ärztlicher Kontrolle aktiv gegen Ihre Kopfschmerzen vorgehen. Deshalb sollten Sie sich bei Ihrem behandelnden Arzt vorstellen, wenn Kopfschmerzen länger als vier bis sechs Tage vorliegen.
Die Behandlung von Kopfschmerzen ist multimodal, d.h. verschiedene Therapieansätze können helfen Sie von diesen lästigen Beschwerden zu befreien. Die Behandlungen umfassen u.a. isoliert oder kombiniert die Gabe von Medikamenten, Veränderungen des Lebensstils und Formen der Rehabilitation.
- Medikamente können Ihre Kopfschmerzen meist effektiv innerhalb kurzer Zeit verbessern. Dazu ist es wichtig, dass Sie mit Ihrem behandelnden Arzt absprechen, welche Medikamente Sie regelmäßig einnehmen und welche Sie zusätzlich einnehmen, auch die Medikamente, die Sie rezeptfrei kaufen können
- Änderungen des Lebensstils. Zur Anpassung des Lebensstils gehören u.a. ein richtiges Schlafverhalten, das Einhalten von Maßnahmen, die Ihren Energiehaushalt optimieren, die Identifizierung und das Vermeiden aller Situationen, die Kopfschmerzen auslösen und Maßnahmen, die darauf abzielen körperlichem und geistigem Stress zu minimieren. Ihr Arzt kann Sie dabei unterstützen.
- Rehabilitation. Andere Behandlungen, wie Krankengymnastik oder Massage, können im Einzelfall eine gewisse zusätzliche Erleichterung bringen. Fragen Sie Ihren Arzt, welche Behandlungen für Ihre Kopfschmerzen sinnvoll sein können.
Schwindel nach einer Gehirnerschütterung kann verschiedene Ursachen haben. Mögliche Ursachen können Verletzungen oder Schädigungen der Gleichgewichtsorgane in den Ohren sein, eine zusätzliche Verletzung der Halsregion einschließlich der knöchernen Halswirbelsäule, Veränderungen des Sehvermögens oder mögliche Nebenwirkungen bestimmter Medikamente.
Typischerweise bessert sich das Schwindelgefühl im Laufe der Zeit, aber so lange Sie dieses Problem haben, ist es wichtig, v Stürze oder ein erneutes Anschlagen des Kopfes zu verhindern.
Achten Sie darauf, welche Bewegungen zu Schwindel führen oder diesen verstärken und vermeiden Sie diese Bewegungen oder bewegen Sie sich vorsichtiger als sonst.
Nutzen Sie das Geländer beim Treppensteigen und klettern Sie nicht auf Leitern oder auf Dächer und vermeiden Sie Situation, bei denen Sie stürzen könnten.
Informieren Sie Ihren Arzt über Ihren Schwindel. Der kann bei Bedarf veranlassen, dass Sie fachärztlich vorgestellt werden, um eine genauere Abklärung und Behandlung des Schwindels zu ermöglichen.
Schwindel kann Auswirkungen auf Ihre Arbeitssicherheit haben. Auch dies sollten Sie mit Ihrem Arzt besprechen. Änderungen Ihrer Arbeitsaufgaben könnten dann für einen gewissen Zeitraum nötig sein.
Vestibuläre Rehabilitation (Gleichgewichtsbehandlung). Verschiedene Therapeuten (z.B. Physiotherapeuten oder Arbeits-Therapeuten) haben sich auf die Behandlung von Schwindel und Gleichgewichtsstörungen spezialisiert. Eine Entscheidung zur vestibulären Therapie kann hier zusammen mit Ihrem behandelnden Arzt erfolgen.
Im Folgenden werden Ihnen Verhaltensweisen empfohlen, die helfen können, Ihr Schlafverhalten zu verbessern.
Verbringen Sie im Bett nur Zeit, um zu schlafen!
- Führen Sie für ein bis zwei Wochen ein Schlaftagebuch.
- Berechnen Sie die tatsächlich geschlafene Zeit (= verbrachte Zeit im Bett minus Zeit für das Einschlafen und das Aufwachen).
- Setzen Sie nach Rücksprache mit Ihrem Arzt ein Zeitfenster fest mit fester Einschlaf- und Aufwachzeit, in dem Sie schlafen wollen/sollen, das etwa so lang ist, wie Sie in den letzten zwei Wochen geschlafen haben. Das Zeitfenster sollte mindestens 5,5 Stunden Schlaf ermöglichen.
- Schlafen Sie mindestens eine Woche in diesem ermittelten Schlafzeitfenster.
- Legen Sie eine definierte Aufwachzeit (auch an Wochenenden) fest und beenden Sie Ihren Schlaf auch wenn Sie das Gefühl haben, nicht ausreichend geschlafen zu haben.
Optimieren Sie im wöchentlichen Rhythmus Ihr Zeitfenster zum Schlafen auf Basis der von Ihnen empfundenen Schlafmenge und Schlafgüte:- Wenn Sie mehr als 85 % der Zeit, die Sie im Bett verbringen schlafen und/oder Sie sich während des Tages ständig schläfrig fühlen, verlängern Sie Ihre Schlafzeit um 15 bis 20 Minuten.
- Wenn Sie weniger als 85 % der Zeit, die Sie im Bett verbringen schlafen, verringern Sie Ihre Schlaf-Zeit um 15 – 20 Minuten.
- Wiederholen Sie diesen Vorgang, bis Sie eine für Sie ausreichende Qualität des Schlafes und eine ausreichende Schlafdauer erreichen und Sie sich tagsüber nicht mehr müde und schläfrig fühlen.
ACHTUNG: Sie können sich in den ersten Tagen/Wochen schläfrig oder müde fühlen, wenn Sie diese Empfehlungen umsetzen. Seien Sie vorsichtig mit Aktivitäten, die Sie in gefährden könnten (z.B. Autofahren, Bedienen von Maschinen).
Nutzen Sie Ihr Schlafzimmer/Bett zum Schlafen!
- Stehen Sie jeden Morgen zur gleichen Zeit auf, unabhängig von der erreichten Schlafdauer; das Aufrechterhalten einer festen Schlafdauer und Aufwachzeit unterstützt die Regulierung der biologischen Optimierung des Schlaf-Rhythmus.
- Entspannen Sie sich mindestens eine Stunde vor dem Zubettgehen; dies soll den Übergang von der Wachheitsphase zum Schlafen erleichtern; in dieser Zeit sollten Sie nur ruhige, entspannende und angenehme Aktivitäten durchführen.
- Gehen Sie nur zu Bett, wenn Sie sich schläfrig fühlen; zu Bett gehen, wenn Sie sich noch zu wach fühlen, kann die Einschlafphase verlängern mit dem Gefühl hellwach zu sein und Ihre Schlaflosigkeit verstärken; warten Sie solange, bis Sie sich ausreichend schläfrig fühlen (Gähnen, Zufallen der Augen), bevor Sie versuchen zu schlafen wenn Sie nicht innerhalb von 15 bis 20 Minuten einschlafen, stehen Sie wieder auf machen Sie etwas anderes in einem anderen Raum; Ziel ist es dabei Ihre Bindung zu Bett und Schlafzimmer zu stärken, und damit zum Schlafen; bei Anwendung dieser Strategie ist es wichtig, eine ruhige und entspannende Tätigkeit in dem anderen Raum auszuwählen; vermeiden Sie geistige belastende Tätigkeiten wie Computer-Tätigkeiten oder Fernsehen und vermeiden Sie helles Licht; gehen Sie erst ins Bett zurück, wenn Sie sich wieder schläfrig fühlen; wiederholen Sie diesen Vorgang so oft wie nötig.
- Nutzen Sie Ihr Bett und das Schlafzimmer ausschließlich zum Schlafen; einzige Ausnahme sind sexuelle Aktivitäten; alle anderen Aktivitäten, wie Lesen, Fernsehen und auch sich Gedanken über Ihre Gesundheitsprobleme zu machen, sollten Sie woanders durchführen.
- Reduzieren Sie die täglichen “Nickerchen” auf ein Minimum! in den ersten Tagen nach der Gehirnerschütterung, sollten Sie “Nickerchen” tagsüber vermeiden, da diese die Schlafmenge und die Qualität des Schlafes in der folgenden Nacht negativ beeinflussen können; Kurzschlafphasen, die tagsüber länger als 30 Minuten andauern, können zu einer nachfolgenden Phase von Schläfrigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten führen, bis zu eine Stunde nach dem Aufwachen; wenn Sie tagsüber eine erhebliches Gefühl haben, einen Kurzschlaf durchführen zu müssen, schlafen Sie nicht länger als eine Stunde und nicht nach 15.00 Uhr.
© Dr. Axel Gänsslen und ZNS – Hannelore Kohl Stiftung
Abdruck (auch auszugsweise) nur mit Genehmigung der Autoren
Kognition bedeutet Denkfunktion. Nach einer Gehirnerschütterung haben Sie vielleicht Probleme sich zu konzentrieren, sich an Dinge zu erinnern und schnell zu denken. Dies wiederum kann Sie verlangsamen und verursachet Frustration. Diese Probleme bessern sich in der Regel im Laufe der Zeit. Solange diese Probleme bestehen, sollten Strategien entwickelt werden, mit diesen Schwierigkeiten klar zu kommen, um die Einschränkung zu vermindern oder so gering wie möglich zu halten.
Einige Tipps, die Ihnen helfen können, Ihre Denkschwierigkeiten zu verbessern sind im Folgenden aufgeführt.
- Versuchen Sie sich nicht von irgendetwas in Ihrer Umgebung ablenken zu lassen (z.B. den Fernseher ausschalten, wenn Sie telefonieren usw.).
- Vermeiden Sie das Durchführen mehrerer Dinge gleichzeitig („Multi-Tasking“)
- Arbeiten Sie, wann immer möglich, in einer ruhigen Umgebung
- Halten Sie Stift und Papier bereit, um ggf. Informationen zu notieren
- Erstellen sie Listen/Ablaufpläne für sich selbst und verwenden Sie einen Kalender oder Ähnliches für wichtige Termine und Informationen
- Planen Sie Ihre Aktivitäten in aller Ruhe im Voraus, damit Sie den Tag besser vorbereiten können.
- Gönnen Sie sich mehr Zeit als üblich v.a. für für die Erledigung Ihrer Aufgaben.
Angstgefühle, Reizbarkeit oder Traurigkeit sind ebenfalls Symptome, die nach einer Gehirnerschütterung auftreten können. Dies kann Folge der Verletzung selbst sein oder es kann sich um sekundäre Folgen der Verletzung handeln, d.h. durch Änderungen Ihrer täglichen Routine oder Funktionsweise. Ein normales Sozialleben, die Beteiligung an vor der Gehirnerschütterung durchgeführten Aktivitäten und deren Ausübung können Ihnen helfen mit diesen Symptomen besser klar zu kommen.
Das Erkennen wesentlicher Stimmungsänderungen ist wichtig, da derartige emotionale Schwierigkeiten Ihre Genesung verlangsamen können. Wenn Ihre Stimmung zu einem Problem wird, ist es wichtig, dass Sie sich an einen Arzt wenden.
Subjektiver Stress ist nach einer Gehirnerschütterung üblich, weil Ihr Lebensstil und Ihre Lebensroutine unterbrochen wurden. Gedanken, die Sie sich bewusst oder unbewusst über die Verletzung und den auslösenden Unfall oder Ihre Symptome machen, können auch dazu beitragen, dass sich der Stress für Sie erhöht und zu einer verlangsamten Erholung führt. Es ist bekannt, dass das Wissen über Folgen und Heilungsverlauf einer Gehirnerschütterung den subjektiven Stress vermindern und verkürzen kann.
Tipps zur Verbesserung Ihrer Stimmungsschwankungen und zur Verringerung Ihres täglichen Stresses:
- stellen Sie sicher, dass Sie ausreichend schlafen
- achten Sie auf eine ausgewogene und nahrhafte Ernährung
- begrenzen Sie die Aufnahme von Koffein in Getränken, wie Kaffee, Tee, Cola u.ä.
- führen Sie regelmäßig leichte körperliche Übungen innerhalb der Grenzen Ihrer Fähigkeit durch; wenn Sie unsicher sind, was sind Sie tun können, sprechen Sie sich mit Ihrem Arzt ab
- legen Sie Prioritäten für Ihre täglichen Aufgaben so fest, dass Sie sie realistisch erfüllen können
- konzentrieren Sie sich immer nur auf eine Sache und legen Sie dazwischen regelmäßige Pausen ein
- achten Sie auf regelmäßig Aktivitäten, die für Sie entspannend und angenehm sind
- versuchen Sie Ihre sozialen Kontakte mit Freunden oder Familienmitgliedern aufrecht zu erhalten
- vermeiden Sie in dieser Phase wichtige Entscheidungen zu treffen, wie z.B. Wechsel des Arbeitsplatzes, bis sich Ihre Symptome deutlich verbessert haben
Es kann sinnvoll sein, deutliche körperliche Anstrengungen oder Aktivitäten in den ersten Tagen bis Wochen nach der Gehirnerschütterung soweit wie möglich einzuschränken oder sogar zu vermeiden.
Allerdings ist Bewegung sehr wichtig, da Ihre Erholung dadurch verbessert werden und Teil eines nützlichen Stress-Managements sein kann. Jede Aktivität ist erlaubt, die zu keiner Symptomverschlechterung oder dem Auftreten neuer Symptome führt.
Die körperliche Belastung sollte mit Zustimmung Ihres Arztes erfolgen. Beginnen können Sie zunächst mit leichten aeroben Übungen wie Nordic-Walking. Nach und nach können Sie dann die Häufigkeit und die Dauer erhöhen und die Intensität Ihres Trainings steigern, so lange sich Ihre Symptome dabei nicht verschlechtern. Wenn Ihre Symptome schlimmer werden oder neue Symptome auftreten, ist das ein Hinweis darauf, dass Sie die Dauer und Intensität reduzieren sollten. Eventuell ist bei starken Beschwerden bis zum nächsten Tag zu warten, bevor auf der gleichen Stufe wieder begonnen wird.
Eine stufenweise Steigerung der körperlichen Belastung wird nachdrücklich empfohlen. Dazu existieren eindeutige Konzepte für die Wiedererlangung der Sportfähigkeit (Abb. 2). Lassen Sie sich von Ihrem Arzt über dieses sog. Return-to-Play-Konzept beraten.
Abb. 2: Zurück-zum-Sport-Konzept, nach Erreichen der Schul-/Berufsfähigkeit
Treffen Sie alle erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen, um eine weitere Gehirnerschütterung in der Heilungsphase zu vermeiden. Ein zusätzliches Gehirntrauma während dieser Zeit kann Ihre Symptome verschlimmern und die Heilungsphase verlängern oder sogar zu schweren Verletzungen führen.
Auch wenn Sie sich vollständig erholt und Ihre gewohnten Aktivitäten aufgenommen haben, ist es entscheidend, das Risiko des Erleidens einer weiteren Gehirnerschütterung so gering wie möglich zu halten.
Tipps, das Risiko zu minimieren sind:
- Tragen Sie immer einen Sicherheitsgurt, wenn Sie ein Kraftfahrzeug führen und verwenden Sie Kinderautositze der richtigen Größe.
- Tragen Sie beim Motorradfahren, Fahrradfahren usw. immer einen zertifizierten Helm.
- Berücksichtigen Sie geeignete Sicherheitsmaßnahmen und verwenden Sie eine geeignete Ausrüstung bei der Arbeit in größerer Höhe.
- Tragen Sie bei Sportarten wie Radfahren, Inline-Skating, Reiten, Skifahren, Snowboarden, Skateboarden usw. einen geeigneten Helm.
- Springen Sie nicht in flache oder unbekannte Gewässer.
Sollten Ihre Symptome und Probleme längerfristig (> 4 bis 8 Wochen) fortbestehen oder Sie derart einschränken, dass Sie Ihre Arbeit nicht wieder aufnehmen konnten, sollten Sie spätestens dann Ihren behandelnden Arzt oder Hausarzt konsultieren.
Ihr Arzt kann Sie bei Bedarf an einen Spezialisten zur Behandlung von Folgen einer Gehirnerschütterung überweisen (z.B. Neurologe, Psychiater, HNO-Arzt, Augenarzt, Ergotherapeuten, Physiotherapeuten oder Psychologen).
Wenn keine zeitgerechte Erholung stattgefunden hat, sollten auch andere Faktoren, die den Heilungsverlauf beeinflussen können berücksichtigt werden. Dazu gehören allgemeine Probleme mit Schmerzen, Schlafstörungen, Depressionen oder Angstzustände. Diese Faktoren allein oder in Kombination können ähnliche Symptome verursachen und die Erholungsphase verlängern.
Nochmals sei darauf hingewiesen, dass sich die Symptome einer Gehirnerschütterung regelhaft, Schritt für Schritt bessern und somit nur vorübergehende Probleme auftreten.
Die meisten Menschen weisen nach kurzer Zeit keine Folgen der Gehirnerschütterung mehr auf und werden wieder vollständig gesund!
Für Sie als Betroffener ist es entscheidend, dass Sie Ihre Symptome erkennen und nicht verdrängen. Sie können dann selbst mittels der o.g. Maßnahmen aktiv in das Geschehen eingreifen und die Erholungsphasen optimieren. Ihr Arzt kann Ihnen zusätzliche Informationen über Gehirnerschütterungen bereitstellen.